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Was ist ideal?

Was ist ideal?

Vollständiger Artikel erschienen in:
ZWEI UND MEHR - Das Familienmagazin / Herbst 2019
Foto: © Marija Kanzizaj
 

Aufwachsen zwischen Magermodels, Sexualisierung und Fitnesstrends: Warum Jugendliche altersgerechte Angebote und Informationen rund um Körper, Sex und Schönheitsideal brauchen.

Nie wieder in seinem Leben hat der Mensch in seiner Entwicklung so viel auf einmal zu bewältigen: Der Körper wächst. Er verändert sich. Die Psyche ver-sucht zu folgen oder ist voraus. Man entdeckt täglich Neues. Manches davon macht Angst. Die Pubertät war für Mädchen wie Burschen und ihr Umfeld schon immer herausfordernd. Was sich jedoch stark verändert hat, ist die ständige digitale Verfügbarkeit. Digitalisierung und soziale Medien haben unsere Welt – also auch die jugendliche Lebenswelt – stark verändert. Sie prägen sie. Da gibt es verschiedene Schönheitsideale, den Wunsch nach Aufmerksamkeit, nach Norm und mehr. Das landet alles direkt in den Jugendzimmern. Umso wichtiger ist, über seinen Körper, sein Aussehen und seine Bedürfnisse selbst bestimmen zu können.

Schönheitskult und Sex

Die Medien haben unser Bild von Körper und Sexualität verändert. Da gibt es Magermodels in den sogenannten Castingshows oder es werden Schönheitsoperationen gezeigt. Im Internet kommt man ganz einfach zu Themen, die eigentlich nur für Erwachsene geeignet sind. Die sozialen Medien und Apps wie Instagram und andere zeigen, was angesagt ist. So werden Trend gesetzt. Kein Wunder also, dass sich junge Menschen ständig damit vergleichen. Dadurch fühlen sie sich dann zu dick, zu hässlich oder zu uninteressant. Es ist heutzutage gar nicht so einfach, einen gesunden Zugang zum Körper zu entwickeln. Dr.in Beate Großegger ist wissenschaftliche Leiterin des Instituts für Jugendkulturforschung. Sie nennt die Probleme beim Namen: Es ist der Trend zur sogenannten Beautyfizierung - also jung, schlank, dynamisch. Das ist heute attraktiv. Die Anregungen und Vor-bilder kommen aus den Medien und der Populärkultur. Jugendliche wachsen in einer Zeit heran, in der die körperliche Attraktivität immer wichtiger für den persönlichen Erfolg wird. Dabei gilt es, Körper und Aussehen auch entsprechend öffentlichkeitswirksam zu inszenieren. Daher wollen alle fesch und fit sein.

“So sein, wie sie selber sein möchten, oder so sein, wie sie sich gerade fühlen, lässt man sie nicht.”
— Dr.in Beate Großegger, Wissenschaftliche Ltg. Institut für Jugendkultur

Gleichzeitig hat eine Sexualisierung der Gesellschaft stattgefunden. Nackte Haut und mehr sind Teil des täglichen Fernsehprogramms und vieler Videoclips. Natürlich werden Jugendliche darauf aufmerksam, sind neugierig und interessieren sich dafür. Kein Wunder, dass sie die Antworten auf ihre Fragen dann auch im Internet suchen. Dabei landen sie dann auch schnell einmal bei pornographischen Inhalten. Umso wichtiger ist deshalb eine altersgerechte, pädagogisch wertvolle Aufklärung. Denn gerade Jugendliche sind durch solche Inhalte verunsichert. Was davon ist normal? Muss das so sein? Bin ich normal? Auf diese Fragen brauchen sie Antworten. Neben der Sexualpädagogik in der Schule gibt es auch Angebote nur für Mädchen, nur für Buben oder für gemischte Gruppen. Anbietende wie Mafalda oder Liebenslust* gehen in Workshops und Gesprächen behutsam auf die Fragen der Teenager ein. Professionelle Beratende nehmen hier die Fragen und Ängste der jungen Menschen ernst. Sie zeigen, wie man selbstbestimmt und positiv an Sexualität herangehen kann.

Schlank oder krank

Der Körper und seine Außenwirkung ist ein vorherrschendes Thema bei Teenagern. Daher ist zum Beispiel auch die Fitnessszene eine der wichtigsten Szenen der Jugendkultur. Schon 14-Jährige wollen ihren Körper in die richtige Form bringen. Doch was ist richtig? Das, was den meisten gefällt? So wird oft bereits früh viel Zeit und Energie in einen guten Körper gesteckt. Gleichzeitig liefern viele Trends auf Instagram Anleitungen für Essstörungen. Eine Kultur, die das Schlanksein, das Perfektsein und das Schönsein so betont, fördert solche Erkrankungen. Gesundheitsexpertinnen und -experten üben Kritik an solchen Trends. Doch wie denken eigent-lich diejenigen darüber, die es in erster Linie betrifft? Dr.in Beate Großegger befragte im Auftrag des Wiener Programms für Frauengesundheit Mädchen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren zu „Bodyshaming (Demütigung von Menschen aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes) und sozialen Medien“.

Die Ergebnisse stimmen nachdenklich. Während die Mädchen am Anfang der Pubertät noch verunsichert, gefährdet und verletzlich waren, sahen sie die Schönheitsideale mit 16 oder 17 Jahren kritisch. Sie hatten bereits gelernt, dass die Selbstoptimierung im Internet etwas mit Bildbearbeitung und Selbstdarstellung zu tun hat. Dr.in Großegger: „Druck kommt für sie von anderer Seite: Die Mädchen haben das Gefühl, ständig Erwartungen erfüllen zu müssen, die Erwachsene an sie stellen: Eltern, Lehrende, Sporttrainerinnen und -trainer. So sein, wie sie selber sein möchten, oder so sein, wie sie sich gerade fühlen, lässt man sie nicht.“ Vielleicht ist es jetzt Zeit, Jugendlichen neben sinnvollen Angeboten auch Vertrauen entgegenzubringen: Nämlich dass sie mit der nötigen Unterstützung und altersgerechten Informationen ihre Entwicklungsaufgaben gut bewältigen werden.

WAS IST WAS?

ESSSTÖRUNGEN:

Essstörungen werden als psychosomatische Störungen des Essverhaltens bezeichnet, die häufig bei jungen Mädchen und Frauen auftreten. Burschen können aber ebenso betroffen sein. Bekannte Essstörungen sind Anorexia nervosa (Magersucht), Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht), Orthorexia nervosa (Zwang, sich gesund zu ernähren), Binge Eating Disorder (BED = Essattacken, „Fressanfälle“) und Adipositas (Ess-Fettsucht).

BODYSHAMING

Kommt aus dem Englischen: „Körperschämen“. Dabei werden Menschen aufgrund ihrer körperlichen Eigenheiten kritisiert und beleidigt.

SUCHT

Sucht ist eine krankhafte, zwanghafte Abhängigkeit von Stoffen wie Alkohol oder Nikotin oder von speziellen Verhaltensweisen wie Mager-, Spiel-, Kauf- oder Computersucht. Man unter-scheidet zwischen seelischer (psychischer) und körperlicher (physischer) Abhängigkeit.

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